Braunschweig. Fabian Dittmann heißt der junge Mann, der seit diesem Jahr das Training beim Badminton Club BC Comet leitet. „Es gab im Verein den Wunsch nach intensiverem Training“, sagt Andreas Blesse, Kassenwart des BC Comet. Das können die Spieler nun haben, und für eine Einheit erlebe auch ich das neue Konzept „am eigenen Leib“.
Früher trafen sich die Spieler einfach zum freien Badmintonspiel, jetzt
bringt Fabian Struktur ins Spiel. Und er weiß, was er tut: In seinem
freiwilligen sozialen Jahr leitete der 22-Jährige Trainingseinheiten
beim Niedersächsischen Badminton-Verband. „In jedem Training lege ich
andere Schwerpunkte. Grundsätzlich gehen wir alle Schläge durch, damit
jeder Spieler auf den neuesten technischen Stand gebracht wird.“
In dieser Einheit wird es um Aufschlagtechniken gehen. Aber davor hat
der Coach für die etwa 20-köpfige Spielergruppe noch
„Stabilisationsübungen“ vorgesehen. „Die Übungen gehen auf die Rumpf-
und Rückenmuskulatur, da wir im Badminton viel mit schnellen Drehungen
zu tun haben“, erklärt Fabian. Den Nutzen zu verstehen macht sie leider
auch nicht einfacher, denn die Belastungen bei den verschiedensten
Verrenkungen haben es in sich.
Die Übung, die von Fabian als „Hampelmann“ angekündigt wird, sieht zum
Beispiel so aus: Wir stellen uns an einer Linie auf, strecken die Beine
durch und beugen uns so weit wie möglich nach unten, um die Füße mit den
Händen zu erreichen. Sobald die Hände den Boden erreichen, tasten wir
uns nach vorne, bis der Körper die Liegestütz-Haltung erreicht, machen
einen Liegestütz und ziehen unsere Füße in Trippelschritten nach, bis
sie sich auf Höhe der Hände befinden. Dann geht das Ganze von vorne los,
bis wir die ausgegebene Ziellinie erreichen. Nach einigen dieser
Übungen beschweren sich Bauch- und Armmuskulatur mit Schmerzen über die
Überbeanspruchung. Ein kurzer Blick ins Rund verrät mir, dass es auch
anderen so geht. „O.K., danke, das war‘s“, sagt Fabian, und nicht wenige
seufzen erleichtert auf.
Wir versammeln uns um den Trainer. „Beim Aufschlag müsst ihr auf die richtige Schläger- und Armhaltung achten...“, fängt Fabian an zu erklären, und wer Badminton für Federball hält, wird in den kommenden Minuten eines besseren belehrt. „Beim Badminton erzielt man anfangs sehr schnell Fortschritte. Die Steigerungskurve flacht dann ab, aber man lernt auch nach Jahren weiter dazu, verfeinert seine Technik“, sagt Andreas, mit dem ich anschließend zu einem Trainingsfeld gehe, um das Gehörte jetzt praktisch zu üben: Und das heißt immer wieder aufschlagen. Ich nehme den Federball also zum ersten Aufschlag zwischen Daumen und Zeigefinger der linken Hand, kontrolliere nochmals Arm- und Schlägerhaltung, lasse den Ball fallen – und schlage ein Luftloch, während der Federball unbeschadet zu Boden segelt. Na, das kann ja was werden! Ich lächle etwas verlegen zu Andreas herüber und starte einen neuen Versuch. Diesmal treffe ich und bringe den „gefiederten Freund“ sogar über das Netz. Die ersten Fortschritte gehen wirklich schnell. Zum Glück.
Zwei Felder neben uns streitet sich eine Spielerin permanent mit
ihrem Trainingspartner über Fußstellung, Schlägerhaltung,
Ausholbewegung, alles. „Sind die beiden verheiratet, die haben scheinbar
viel Übung im Streiten“, frage ich nicht ganz ernst gemeint. „Die
beiden nicht, aber durch das gemeinsame Training haben sich in der
Vergangenheit schon viele Ehen ergeben“, erzählt Andreas.
Das Sporttreiben in gemischten Gruppen führe auch zu einem gesitteteren
Umgangston in der Halle, meint Jens Borchert, Comet-Vorsitzender und
Trainingsbeobachter. Das Zusammenspiel der Geschlechter sei im Regelwerk
angelegt: „Ein Punktspiel besteht aus acht Spielen, von denen drei mit
Frauenbeteiligung sind.“
Nach den Übungen wird das Erlernte im freien Spiel angewendet. Ich
spiele gegen Andreas, und das heißt: laufen, schlagen und dabei
aufpassen, nicht über die eigenen Beine zu fallen. Der 42-Jährige
variiert seine Schläge immer stärker, ich komme immer mehr ins Laufen:
Ein Katz-und-Maus-Spiel mit mir als Maus. „Hätte ich eigentlich eine
Chance, Bälle zu kriegen, wenn Du Ernst machst?“, will ich wissen.
„Kaum“ ist die ehrliche Antwort.
Meine Schläge werden immer ausgefallener, ich versuche mich an
Überkopf-Rückhandschlägen und Seithandschlägen aus voller Drehung –
nicht, dass meine Schlagtechnik das hergäbe, aber die schwerer werdenden
Beine wollen die Bälle nicht mehr erlaufen. Das Trainingsende rettet
mich schließlich.
„Ich wünsche einen frohen Muskelkater“, verabschiedet mich Andreas.
„Danke, werde ich haben.“ Ganz sicher sogar.