Badminton-Mann der ersten Stunde

17.04.2009 | Frank Rieseberg (Braunschweiger Zeitung)

Dietmar UnserDietmar Unser will sich mit seiner ersten WM-Teilnahme einen Traum erfüllen – Qualifikation in Duisburg

Manchmal ist es schwer, einen Menschen zu beschreiben. Nicht, weil er nichts zu bieten häätte. Genau das Gegenteil macht es nämlich erst richtig kompliziert. Also fangen wir mal an: Dietmar Unser stammt aus einer Braunschweiger Sportlerfamilie.

Die Mutter spielte Hockey – und zwar äußerst erfolgreich auf höchsten Niveau bei Eintracht im Tor. Der Vater spielte Hockey in der obersten Liga, erst in Heidelberg und dann in Braunschweig – als Mittelstürmer. Und so wurde auch der kleine Dietmar wie von selbst mit dem Hockeystock größer.

Stopp! So geht die Geschichte nicht. Wir fangen noch einmal neu an:

Damals, als der Badmintonsport in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckte und vereinsmäßig ernsthaft nur in Bonn gespielt wurde, ließ sich Vater Unser derart davon begeistern, dass er nur noch Badminton im Kopf hatte. Und er gründete den ersten Badminton-Klub in Braunschweig.

Gespielt wurde unter abenteuerlichen Bedingungen; auf dem Gelände der PTB auf einem Feld zwischen den Bäumen. Und bei Regen und im Winter in einer LKW-Halle. "Durch das Spielen in der Natur habe ich eine enorme Schlagkraft entwickelt. Das kommt mir heute noch zu Gute", erzählt Dietmar Unser und schmunzelt.

Stopp! So kommen wir in dieser Geschichte nicht zur Sache, nicht schnell genug. Wir fangen noch einmal neu an, sie zu erzählen:

Dietmar Unser lebt seit seiner Kindheit in Braunschweig und ist seit Jahrzehnten einer der besten deutschen Badmintonspieler. Er war unter anderem internationaler schwedischer Vizemeister 1967, internationaler holländischer Meister 1975 und 1977, achtmal internationaler deutscher Meister und neunmal deutscher Meister.

Und an diesem Wochenende startet Dietmar Unser in Duisburg an Nummer eins gesetzt bei der deutschen Badminton-Meisterschaft. In der Altersklasse über 65, zum ersten Mal und als Titelträger der über 60-Jährigen.

Er will sich für die Weltmeisterschaft qualifizieren, die im August in Spanien ausgetragen wird – sein großer Traum. Dafür muss er es in Duisburg unter die besten Vier schaffen. "Da ich keinen großen Sponsor habe, kann ich nur zur WM, wenn sie in der Nähe ist", sagt der gelernte Drucker, der als solcher 33 Jahre bei VW arbeitete. Und Spanien ist für ihn in der Nähe.

Stopp und Ende!? Die Geschichte von Dietmar Unser hat immer noch keinen schönen Anfang. Vielleicht so:

Stellen Sie sich vor, Ihr 17-Jähriger Sohn sitzt auf seinem Moped, winkt, lächelt, sagt Tschüss, fährt nach Dänemark und kommt nicht wieder – sieben Jahre lang.

"Ich wollte Badminton dort lernen, wo die besten Spieler Europas spielen, mit ihnen üben, gegen sie spielen und mir alles aneignen", erzählt Dietmar Unser. Das tat er dann ausgiebig. Und als er zurückkam, schien der Tatendrang grenzenlos zu sein. Zusammen mit dem Vater gründete er mehr als zwei Handvoll Badminton-Abteilungen in der ganzen Region. Und spielte viele deutsche Asse an die Wand.

Und privat? Er hat im Verein geboxt, Tennis gespielt, in Dänemark nebenbei in der höchsten Hockey-Liga gekämpft, sich einmal sogar als Torschützenkönig feiern lassen, zweimal geheiratet, beim ersten Mal eine Dänin. Er hat keine eigenen Kinder, "weil ich meine Kraft doch fürs Badminton brauchte". Wo soll man da bloß eine Geschichte anfangen lassen?

Verein: BC Comet
Sportart: Badminton
Funktion: Spieler
Alter: 65
Familienstand: verheiratet
Beruf: Rentner
Hobbys: Tennis, Fitness-Keller

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